doppelleben, schizophrenie

Ich frage mich natürlich schon, was das ganze soll. heute ist er zu müde, um noch cool zu sein, hat er gesagt. er er er. genau das hätte auch ich zu irgendwem gesagt haben können, oder? so als scheißcooler mensch der ich bin. bin ich das? ja. aber ich habe den selbstbestrafungsfilm. oder was immer es ist. seit ich denken kann, stehe ich also drauf, mich irgendwem zu unterwerfen, mich irgendwo anbinden, vorführen, demütigen und nehmen zu lassen und so weiter und so fort. wie unzählige andere arme idioten auch. ich habe lange experimentiert. ich hatte freundinnen und war mit typen im bett. aber all das wird immer zurückgeworfen auf die unzulänglichkeit meiner eigenen körperlichkeit. ich denke an jenen moment, wo mich die anderen jungs auf dem klo beobachtet hatten und sie lachten und ich rief: "ihr schweine!" und sie lachten noch mehr, und plötzlich kam ich mir vor wie sie, silvia, ein mädchen aus meiner klasse. sie war hochgewachsen und überragte den rest der klasse um einen halben kopf. ich weiß noch, daß sie ganz dünne augenbrauen hatte. schwarze kurze haare. sie war scheu wie ein reh. und mit dieser scheuen, verletzlichen stimme rief ich nun "ihr schweine" - wegen was überhaupt? andere hatten von oben sozusagen gesehen, wie ich auf dem klo saß, lächerlich. was regst du dich auf? die unzulänglichkeit... damals hatte ich immer angst; angst, andere könnten das sehen, was ich zu sehen meinte, meine dünne taille, geheimes zentrum meiner sowieso komplett unmännlichen erscheinung damals. überiaupt war es kein zuckerschlecken, das leben in den 80ern. ich mußte beschissene 45 minuten mit einem beschissenen bus zur schule fahren, von dorf zu dorf, und während dieser endlosen fahrt konnten alle möchtegernschulhofbullies ihre kräfte an mir ausprobieren. oh lord have mercy. und dieses endlose spießrutenlaufen habe ich verinnerlicht. annektiert. angenommen. ins positive verkehrt. obwohl es weiterhin negativ ist, nicht wahr? selbstkasteiung, selbstdemütigung, zerstreutes getriebenes ich, süßes verlangen, doppelleben, schizophrenie. ich denke drüber nach, ob ich so geboren oder so geworden bin. obwohl es völlig irrelevant ist. psychologen wühlen entweder in der kindheit oder haben diesen positivistischen ansatz: so ist es, frag nicht warum, frag wie du damit leben willst. ich weiß es nicht. ich sehe mich im spiegel. zart und verletzlich.

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